Vereinsgeschichte des TSV Weiler
Am 05. Juli 1920 wurde der Verein, damals noch unter dem Namen Turnverein Weiler, aus der Taufe gehoben. Die Narben des ersten Weltkrieges waren kaum verheilt, da waren es zwei Männer, die die Jugend von Weiler zusammenriefen, um die Turnbewegung in unserem Dorf ins Leben zu rufen: der damalige Oberlehrer Rudolf Geiger und der Weilerer Schreinermeister Wilhelm Rudy. Es war damals nicht leicht, diesen Schritt zu wagen, denn viele junge Männer fehlten, weil sie vom Krieg nicht mehr heimkehrten. Trotzdem fanden viele Jugendliche und junge Männer den Weg zu dieser Bewegung und waren Spaß und Freude dabei.
Rudolf Geiger wurde der erste Vorsitzende des Vereins. Die bescheidenen Geldmittel wurden von Gustav Klein verwaltet und der Schriftverkehr lag in den Händen von Jakob Rudy. Der Grundstein für den Turnverein Weiler war gelegt. Der erste Turnbetrieb wurde in der „Alten Kelter“, nach dem Umbau die jetzige Turnhalle, unter der strammen Führung des ersten Turnwartes, Wilhelm Rudy, durchgeführt. Schon bald konnten unsere jungen Turner – es waren Edmund Eisele, Johannes Barther, Johannes Refior und Gustav Roßnagel – bei Veranstaltungen des damaligen Neckar-Elsenz-Gaus zum Wettkampf antreten. Dass diese Turner damals zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu den Wettkampforten in Bammental, Ziegelhausen oder Bad Rappenau anreisen mussten, soll hier an dieser Stelle einmal erwähnt werden, um aufzuzeigen, wie viel Mühen und Opfer aufgebracht werden mussten, um dem Namen des Turnvereins Weiler draußen im Gau Ansehen und Ruhm zu verschaffen. Allein die Begeisterung zum Turnen machte dies möglich.
Inzwischen schrieb man das Jahr 1923. Ein erster Höhepunkt in der Geschichte des noch jungen Vereins war das Gauturnfest in Weiler am 25. und 26. August 1923. Auf der improvisierten Wettkampfanlage der Beckenwiesen nahmen etwa 500 Turner teil, von denen 17 aus Weiler Kranzsieger wurden. Wie sehr auch die Einwohner von Weiler bei der Sache waren, wird daran erkenntlich, dass über 300 Turner Aufnahme und Übernachtung in Weiler fanden. Wäre so etwas heute noch möglich? In den nun folgenden Jahren festigte sich der Verein auf allen Ebenen. Es wurde Faustball gespielt und die Mannschaften aus Weiler wurden zu den besten im Turngau gezählt. Ein kleiner Überblick über die Aktivitäten im Turnverein Weiler in den Jahren 1923 bis 1929 ist hier erwähnenswert. Dank der vorbildlichen Arbeit der Fachwarte konnten Turner, Leichtathleten und Faustballer von Erfolg zu Erfolg eilen. Besonders talentierte Leichtathleten wie Otto Essig, Gustav Essig und Jakob Essig, ein Robert Abele – er hielt mit 7,00 Metern lange Jahre den badischen Rekord im Weitsprung – und ein Wilhelm Gaßmann kamen immer wieder zu Meisterehren. Aber auch im Geräteturnen gab es sichtbare Erfolge. Konnten doch die Kunstturner aus Weiler beim Gauturnfest in Hoffenheim im Jahre 1929 einige erste Plätze belegen.
In der Vereinsführung war inzwischen auch eine Änderung eingetreten. Oberlehrer Rudolf Geiger wurde 1923 von Wilhelm Rudy abgelöst und am 26. März 1929 übernahm unser legendärer und unvergessener Johannes Flach das Ruder des Vereins in die Hände. Wilhelm Rudy wurde Ehrenvorsitzender. In den dreißiger Jahren war es Wilhelm Moos, unser langjähriger zweiter Vorsitzender, der mit seinen Leichtathleten, insbesondere durch seine persönlichen Leistungen, welche ihm mehrere Jahre hintereinander den Titel des Gaumeisters im Weitsprung, als auch Meisterehren im 400- und 800-Meterlauf einbrachten, den Verein würdig vertraten.
Es kamen die Jahre 1933 bis 1939. Die Aktivitäten im Verein gingen immer weiter zurück, bis der Turnbetrieb in den Kriegsjahren gänzlich eingestellt wurde. Die Opfer, auch unter den Mitgliedern des Turnvereins, waren groß und unersetzlich. Viele gute Turner und Mitarbeiter kehrten nicht mehr heim. Die Nachkriegswirren ließen es nicht zu, dass man mit dem Turnbetrieb sofort beginnen konnte. So war man auch noch bis zum Jahr 1947 zur Untätigkeit verurteilt.
Nach einer Mitgliedsversammlung am 22. Februar 1948 nahm der Turnverein Weiler wieder seinen Turn- und Sportbetrieb auf. Es wurden damals aber noch „kleine Brötchen gebacken“, denn es fehlte so kurz nach dem Krieg an allem. Durch intensive Arbeit in den einzelnen Abteilungen ging es wieder langsam aufwärts. Die Vorstandschaft hatte sich jetzt neu gebildet. Erster Vorsitzender war und blieb Johannes Flach, Schriftführer wurde Heinz Michelmichel, Kassenwart wurde Walter Rudy. Im Jahr 1947 wurde der Fußball-Club Weiler gegründet. Auf Antrag schlossen sich beide Vereine im Jahr 1949 zusammen. Der Verein nannte sich ab diesem Zeitpunkt „Turn- und Sportverein 1920 Weiler“. Die jetzt neue Fußballabteilung spielte in der B-Klasse mit Erfolg. Auch bei den Leichtathleten, Turnern und Faustballern lief es schon ganz prächtig, denn mit Wilhelm Moos hatte der TSV Weiler einen engagierten Trainer, der es verstand, die Fähigkeiten der einzelnen Personen zu erkennen und zu fördern. Hier muss man Karl Völker, Edmund Sprenger, Gertrud Egner, Annemarie Würtz, Heide Abele, Herta Demel und Maria Wohl erwähnen. (Diese Namen wurden aus den Vereinsakten entnommen. Daher sind die Frauen mit ihrem Mädchennamen aufgeführt.) Was die Stärke der TSV-Läuferinnen anbelangt, zeigt ein kurzer Erfolgsbericht aus der Rhein-Neckar-Zeitung vom 18. Juli 1955. Dort heißt es: „Die schnellste Sprinterin des Kreises. Seit langer Zeit besitzt der Kreis Sinsheim wieder eine Sprinterin, die mit ihren Leistungen weit über die Grenzen des Kreises hinaus bekannt wurde. Gertrud Egner vom TSV Weiler gehört zwar noch der Jugendklasse an, steht jedoch mit ihren 13,2 sec. über 100 Meter unangefochten an der Spitze im Sportkreis Sinsheim. Sie gewann mit dieser Zeit den 100 m Lauf der Frauen beim letzten Kreisturnfest und führte die 4 mal 100 m Staffel zum Sieg, obwohl sie mit 6 m Rückstand als Schlussläuferin den Stab übernahm. Im Ziel betrug ihr Vorsprung 4 Meter.“
Die fünfziger Jahre standen im Zeichen der nachrückenden Jugend. Dank der ausgezeichneten Fachwarte, wobei in erster Linie an Christian Essig und August Flach gedacht werden muss, arbeitete sich der Nachwuchs des TSV Weiler immer mehr nach vorn. Ganz ausgezeichnet platzierte sich die Faustballjugend, welche mit ihrem Schlagmann Kurt Flach einen der besten Faustballspieler im badischen Raum in ihren Reihen hatte. Im März 1955 wurde die Fußballabteilung wieder in einen selbstständigen Verein, den FC Weiler, umgewandelt. Dies bekam dem FC Weiler sehr gut, konnte er doch bald die B-Klasse verlassen und im Jahr 1970 Vizemeister der A-Klasse werden.
Im Jahr 1958 trat Johannes Flach aus gesundheitlichen Gründen zurück. Sein Nachfolger wurde Willi Zipse, der dieses Amt jedoch 1960 wieder an Johannes Flach zurückgab. Schließlich gab Johannes Flach das Amt des ersten Vorsitzenden, jetzt aber aus Altersgründen, im Jahre 1965 in jüngere Hände ab. Sein Nachfolger wurde Friedrich Wacker. Um nun die Bergfestgeschichte noch in dem Rückblick unterzubringen, muss das Rad der Geschichte nochmals einige Jahre bis in das Jahr 1949 zurückgedreht werden. Es war ein schwieriger Anfang überall in Deutschland. Aber beherzte Männer und Frauen, auch im Elsenzturngau, riefen die heranwachsende Jugend nach Eppingen zum ersten Bergfest. Und die Jugend aus dem Kraichgau kam in Scharen. Eine gute Idee war geboren. Ermutigt durch den großen Erfolg beschloss der damalige Kreisturnrat, das nächste und alle folgenden Bergfeste auf dem Steinsberg auszutragen. Man schrieb das Jahr 1950, jetzt war der TSV Weiler, aber auch die damalige Gemeinde Weiler, gefordert. In Weiler besaß man zu dieser Zeit noch keine geeigneten Wettkampfstätten. Der damalige alte Sportplatz, an der Straße nach Hilsbach gelegen, war in den ersten 5 Jahren die Wettkampfstätte. Den 100 m Lauf führte man auf der am Sportplatz vorbeiführenden Kreisstraße durch. Kein Auto störte die Läufer. Im Jahr 1955 wurden dann die Wettkämpfe zum ersten Mal auf dem Steinsberg durchgeführt. Wieder waren es provisorische Wettkampfanlagen. Aber die Jugend störte sich nicht daran. 300 Wettkampfteilnehmer waren damals keine Seltenheit. Um das Bergfest gleich in den Anfangsjahren recht anziehend zu machen, stiftete die damals noch selbstständige Gemeinde Weiler im Jahre 1952 den heute noch begehrten Wanderpreis. Dankenswerter Weise übernahm die Stadt Sinsheim nach der Gemeindereform diesen Wanderpreis, sodass dessen Austragung zum Höhepunkt der Bergfeste gehörte.
Das Jahr 1965 brachte dann die große Wende in der Bergfestgeschichte. Die damalige Gemeinde Weiler mit ihrem Bürgermeister Hildenbrand schuf während der Flurbereinigung die neue Berganlage. Im Laufe der Jahre kamen neue Wettkämpfe hinzu. Fitnesstests für Jedermann werden durchgeführt, der Steinsberg-Cross-Lauf kam hinzu, und die Weinbergläufe sind heute noch sehr anziehend. Dazu kam dann noch in den letzten Jahren eine Wanderung.
Im Jahr 1992 feierten wir das 40-jährige Bestehen des Gaubergfestes. Kehren wir in das Jahr 1962 zurück, dem Jahr des größten Erfolges unserer Faustballmannschaft. In der Besetzung Kurt Flach, Bruno Roßnagel, Paul Refior, Rolf Refior und Hans Essig wurde die badische Meisterschaft errungen. Die Mannschaft erhielt damit die Berechtigung in der Landesklasse Baden zu spielen, was sie viele Jahre mit großem Erfolg tat. Auch der Nachwuchs, der bei dieser Mannschaft in die Schule ging, kann heute noch Erfolge verbuchen. So spielt Holger Refior Bundesligafaustball in Friesenheim. Manfred Wiedel wurde 1988, 1990, 1992 und 1994 badenwürttembergischer Polizeimeister im Faustball. Dass unsere Turner, Leichtathleten und Faustballer bei vielen badischen und deutschen Turnfesten als aktive Teilnehmer erfolgreich dabei waren, versteht sich von selbst.
Im Jahre 1970 legte Friedrich Wacker aus geschäftlichen Gründen das Amt des ersten Vorsitzenden nieder. Seine Nachfolge trat Heinz Michelmichel an. In den nachfolgenden Jahren wurde hart gearbeitet und die Erfolge blieben nicht aus. In den bestehenden Kinderabteilungen wurde es zu eng und es mussten neue gebildet werden. Fachkräfte standen nicht immer zur Verfügung und die Betreuung der Kinder war nicht leicht. Mehr als 150 Kinder wurden in den siebziger Jahren betreut. Auch aus Hilsbach und Reihen kamen Kinder nach Weiler zum Turnen. Mit Wolfgang Stiepak konnten wir im Jahre 1976 einen Fachmann für Knabenturnen gewinnen, der alle Fähigkeiten besaß, gute Kunstturner heranzubilden. Leider wurde Stiepak schon im Jahre 1984 als Polizeibeamter nach Rastatt versetzt. In seine Zeit fiel auch die Durchführung des ersten Zeltlagers für unsere Turnerkinder. Diese schöne Einrichtung führt der TSV nun schon über 30 Jahre durch. Oft sind es bis zu 80 Kinder, die jährlich daran teilnehmen. In den Orten Neunkirchen, Waldmichelbach, Elsenz, Mühlbach und Eberbach wurden die Zelte aufgeschlagen. Viel Umsicht und Organisationstalent gehört zu solch einem Vorhaben.
Im Jahre 1985 rief Klaus Dieter Essig die Skiabteilung ins Leben. Der Anfang wurde mit wöchentlich stattfindenden Übungsstunden für Skigymnastik gemacht. Danach fuhr die Skiabteilung Winter für Winter in die Bergwelt der Alpen. Im Kaunertal, Pitztalgletscher, Ötztal sowie im Gasteiner Tal waren die Abfahrer, Langläufer und Schneewanderer des TSV zu Hause. Jährlich wurden 3 Ausfahrten durchgeführt. In die jüngere Zeit fiel dann die Gründung unserer Tennisabteilung. Wieder war es Klaus Dieter Essig, der die Initiative ergriff und diese neue Abteilung aus der Taufe hob. Fast unüberbrückbare Hindernisse mussten bei der Geländebeschaffung überwunden werden. Schließlich gelang es, mit Hilfe der Stadt Sinsheim, ein genügend großes Gelände zu finden, auf dem 3 Tennisplätze errichtet wurden. Die Mitgliederzahl dieser Abteilung stieg in kürzester zeit auf über 100, ein Zeichen, dass großes Interesse bestand. Talentierte Spielerinnen und Spieler nahmen schon nach einem Jahr an den Medienspielen teil. Die neueste Errungenschaft des Vereins und der Tennisabteilung ist ein neues Vereinsheim, das neben den Tennisplätzen gebaut wurde.
Im Jahre 1992 übergab Heinz Michelmichel, nach erfolgreichen 22 Jahren als Vorstand, die Leitung des Turnvereins an seinen Nachfolger, Manfred Jarolim. Heinz Michelmichel wurde zum Ehrenvorsitzenden des TSV Weiler ernannt. Der Verein wuchs ständig weiter. Nach 9 Jahren als 1. Vorsitzender stellte Manfred Jarolim sein Amt zur Verfügung. Im Jahre 2001 wurde Manfred Wiedl zum neuen Vorsitzenden des TSV Weiler gewählt. Ein junges dynamisches Team steht ihm zur Seite. Im Jahre 2001 zählt der Turn- und Sportverein Weiler 820 Mitglieder. Im Rahmen des Breitensports werden wöchentlich 28 Übungsstunden angeboten. Personen jeden Alters haben hiermit die Möglichkeit am Vereinsleben teilzunehmen. Der Verein wird sich auch in Zukunft am Dorfleben beteiligen.